Samstag, 10. Juli 2010

Leseprobe Update

Nachdem ich mir nun Kapitel 1 auf dem Papier noch einmal angeschaut und dabei noch einiges geändert habe, gibt es ein Update der Leseprobe. Zwar hatte Falk den Text noch nicht zwischen den Finger, aber ich hoffe mal, dass sie nicht mehr so viel findet ;-)
Was ich wieder einmal sehr stark bemerke ist, dass es nicht lange dauert einen Text zu schreiben, aber die Überabeitung enorm viel Zeit in Anspruch nimmt. Ich habe wohl noch einmal 2 Stunden an dem ersten Kapitel gearbeitet, bis ich wirklich mit allem so zufrieden war... Insgesamt habe ich mehr rausgestrichen als eingefügt. Hautsächlich waren es Erklärungen, die absolut unnötig waren. Es sollte logisch sein, dass jemand, der gegangen ist, erst wieder zurückkommen muss, um etwas an dem Ort zu tun, wo er weggegangen ist, oder?
Und nun zur Leseprobe: 



Kapitel 1

„Ganz ruhig, Cara. Es ist doch nur für ein Referat. Du sollst ihn nicht heiraten“, beruhigte Lena ihre Freundin mit einem sanften Lächlen.
„Hör bloß auf, der Gedanken reicht schon und mir wird schlecht. Was hat der Lehrer nur gegen uns, dass wir mit diesem Typ zusammenarbeiten müssen?“
„Also so schlimm finde ich ihn...“
Ein Junge kam zu den beiden an den Tisch.
„Du hast deinen Atlas vergessen“, wies Cara ihn patzig auf das fehlende Buch hin, bevor er eine Chance hatte sich zu setzen.
Seine blauen Augen blitzen sie an, als er aufstand, um das fehlende Buch aus seinem Schließfach zu holen. Kaum hatte er den Mädchen den Rücken zugedreht schnitt Cara eine Grimmasse voller Ablehnung.
„Meinst du nicht, dass das überflüssig war? Wir haben sowieso kaum Platz und er hätte ... “, begann Lena.
„Vergiss es“, gab Cara hartherzig zurück.
„Können wir jetzt anfangen oder fehlt mir noch etwas, um in deiner tollen Gruppe mitzuarbeiten?“, fragte der Junge und knallte den Atlas schwungvoll auf den Tisch, sodass einige Zettel durch den Luftstoß von ihrem Platz gefegt wurden.
Lena konnte ihrer Freundin ansehen, dass sie kurz vor dem Platzen stand und ihm am liebsten den Hals umdrehen wollte. „Nein, Matt, jetzt haben wir alles beisammen. Lasst uns die Aufgaben aufteilen“, antwortete Lena, ehe Cara das Wort ergreifen konnte.
Sie überflog noch einmal das Thema und wandte sich dann an ihre Mitstreiter. „Gut … was haltet ihr davon, wenn Matt sich um die geografischen Gegebenheiten kümmert und Cara wirft mal einen Blick auf die Landwirtschaft? Ich würde mich in der Zeit mit den politischen Problemen befassen. Hat jemand Einwände?“
Das Mädchen schaute in die Runde. Matt und Cara schüttelten den Kopf.
Erleichtert atmete Lena durch. Wenigstens sind sie sich da einig, dachte sie und begann sich durch die Texte zu kämpfen. Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte sie, wie Matt versuchte sein längeres schwarzes Haar hinter die Ohren zu stecken. Vergebens, es fiel ihm immer wieder in die Stirn. Er sollte es so hängen lassen, dann sieht er wirklich süß aus, fand Lena und versuchte diesen Gedanken sofort wieder abzuschütteln. Matt war nicht gerade das, was man einen Unschuldsengel nennen konnte. Seine alte Schule hatte ihn nach mehreren Schlägereien rausgeworfen. Wie Cara lehnte es auch der Rest seiner jetzigen Klasse ab, dass er überhaupt bei ihnen war und es wäre sicher auf allgemeine Zustimmung gestoßen, wenn er sie bald wieder verließe.
Matt zog die Ärmel seines Sweatshirts hoch. Seine Unterarme waren übersät von blauen Flecken. Erschrocken von diesem Anblick musterte Lena den Jungen noch etwas genauer. Seine Ellenbogen waren auf beiden Seiten mit einer dicken Schorfschicht überzogen.
„Gibt es einen Grund, warum du mich so anstarrst?“, holte Matts Stimme das Mädchen aus ihren Gedanken.
Cara schaute auf. Ein wütendes Funkeln lag in ihren Augen. Lena legte die Hand auf das Bein ihrer Freundin, um sie von einem brutalen Konter abzuhalten.
„Ich habe mich gefragt, was mit deinen Armen passiert ist“, fragte das Mädchen wahrheitsgemäß. Sie war sich sicher, dass der Rest seines Körpers nicht besser aussah als seine Arme. Sie hatte Mitleid, auch wenn sie davon ausging, dass er zu einem Teil selbst daran schuld war.
„Das geht dich nichts an“, zischte Matt.
„O. k. du musst nichts sagen.“
„Oh, vielen Dank für deine Großzügigkeit, Weltverbesserin.“
Lena zog eine Augenbraue hoch. „Weltverbesserin?“, wiederholte sie irritiert.
Lässig lehnte sich Matt zurück. „Richtig verstanden. Du gehst auf jeden zu und versuchst einen auf Freund zu machen. Jeden Streit willst du schlichten.“
„Das hat doch nichts mit Weltverbesserung zu tun. Das nennt man Freundlichkeit.“
Matt machte eine abfällige Geste. „Damit kommst du aber nicht weiter.“
„Und du glaubst dein Weg ist besser?“
„Lena, lass dich doch nicht auf eine Diskussion mit dem Typen ein. Der nimmt dich sowieso nicht ernst.“
Der Junge grinste. „Der Pilzkopf hat recht. Hör besser auf sie.“
Zornig zerknüllte Cara den Zettel, auf dem sie geschrieben hatte. „Wie hast du mich gerade genannt? Pilzkopf?!“, fauchte sie.
Matt nickte. „Du hast doch einen auf dem Kopf“, erwiderte er und zeigte auf Caras braune Haare, die sie im Pagenschnitt trug.
Durch die lauten Worte des Mädchens war der Lehrer auf die Gruppe aufmerksam geworden. „Gibt es ein Problem?“, wollte er wissen.
„Nein, alles o. k. Wir hatten nur eine kleine Meinungsverschiedenheit, aber die ist schon geklärt“, sagte Lena und rang sich ein zuckersüßes Lächeln ab.
Der Lehrer gab sich damit zufrieden.
„Ich sag es doch. Weltverbesserin“, murmelte Matt.
Lena ging nicht darauf ein und bemühte sich während des Restes der Stunde den Jungen nicht mehr direkt anzuschauen. Sie beobachtete ihn lieber in der Spiegelung der Fensterscheibe.

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